Die Strecke

Eine Fahrt mit dem Ötscherland-Express

Ausgangspunkt für unsere Fahrt ist der Bahnhof Kienberg-Gaming, der Endpunkt der normalspurigen ÖBB-Strecke von Pöchlarn über Wieselburg und Scheibbs. Im Buffetwagen finden wir jede Menge Ansichtskarten, Bücher, Broschüren, Videos, DVDs und Zeitschriften des Vereins, die das Herz jedes Eisenbahn-Begeisterten höher schlagen lassen. Bereits vor Abfahrt des Zuges können wir uns bei regionalen Spezialitäten wie dem Gaminger "Erz-Bräu", Most, kalten Erfrischungsgetränken, frischem Kaffee und kleinen Jausen stärken.

“Einsteigen bitte” - ein kurzer Pfiff - und schon setzt sich unser schmalspuriger Nostalgiezug in Bewegung. Bereits unmittelbar nach der Bahnhofsausfahrt beginnt die lange Steigung - zunächst noch relativ gemächlich mit 22 Promille Neigung. Der freundliche Schaffner weist darauf hin, dass bis zum Scheitelpunkt der Strecke in Pfaffenschlag der Ausblick in Fahrtrichtung links die Fahrt zum Genuß werden lässt. Kurz nach der Kreuzung mit der Bundesstraße überqueren wir die Straße nach Gresten und den Pockaubach auf der 20 m langen Pockaubachbrücke. Von nun an geht es mit über 30 Promille Steigung entlang der Lehne des 1096 m hohen Zürnerberges zur Haltestelle Gaming. Diese liegt hoch über dem Ort und bietet einen wunderschönen Ausblick über die gesamte Gemeinde.

Anschließend steigt die Trasse am Waldrand gelegen weiter steil bergan. Sehr bald erblicken wir die im Tal gelegene bereits 1330 gegründete, imposante Kartause Gaming, welche heute Universitätsinstitute sowie ein exklusives Hotel beherbergt. Ein Besuch der Klosteranlagen mit seiner barocken Bibliothek ist sehr lohnenswert.

Kurz bevor die Bahnstrecke für längere Zeit wieder in dichtem Wald weiter ansteigt, wird bei der Mitterau das einzige ebene Streckenstück der Ostrampe durchfahren. Anschließend geht es mit der Maximalsteigung von 31,6 Promille weiter Richtung Pfaffenschlag. Was diese Steigung betrifft, so kann sich unsere Museumsstrecke durchaus mit prominenten großen Vorbildern messen: So beträgt zum Beispiel die Maximalsteigung der Arlbergbahn 31 Promille!

Nach ungefähr 25 Minuten Gesamtfahrzeit erreichen wir den 94 m langen und 28 m hohen “Hühnernest-Viadukt” und danach die gleichnamige Haltestelle. Wenige Minuten Fahrzeit später folgt der 79 m lange und 35 m hohe “Wetterbach-Viadukt”, der zur Gänze in einem engen Bogen liegt. Diese in der aus Nordamerika stammenden Trestle-(= Baugerüst-) Bauweise errichteten Brücken sind begehrte Fotomotive. In Österreich wurden nur 3 dieser Konstruktion gebaut - die dritte Brücke befindet sich auf der ebenfalls schmalspurigen Stubaitalbahn bei Innsbruck.

Nach knapp 40 Minuten Fahrzeit erreichen wir den in 700 m Seehöhe idyllisch gelegenen Bahnhof Pfaffenschlag, den Scheitelpunkt unserer Strecke. Unser Zug hat auf knapp 12 km insgesamt 312 Höhenmeter überwunden. Die Wasservorräte der Dampflokomotive müssen nun nach der anstrengenden Bergfahrt ergänzt werden bzw. wird der Diesellok nun eine kurze Verschnaufpause gegönnt.

Von jetzt an haben wir in Fahrtrichtung gesehen rechts den besseren Ausblick. Unser Zug rollt gemächlich durch das Bodingbachtal talwärts. Enge Kurven mit oft nur 60 m Radius und tiefe Felseinschnitte zeigen die Strecke von ihrer schönsten Seite. Kurz vor der Haltestelle “Holzapfel” verbreitert sich das Tal und nach wenigen Minuten erreichen wir die Haltestelle “Gasthof zur Paula”. An der Westflanke des Lunzer Berges entlang geht es Lunz am See entgegen. Wir wechseln mittels der Bodingbachbrücke die Talseite und halten in der in Zentrumsnähe gelegenen Haltestelle “Lunz am See Amonhaus”. Nach kurzer weiterer Fahrt erreichen wir den Bahnhof Lunz am See. Von hier aus können Wanderer in 30 Minuten bequem zum nahe gelegenen Lunzer See spazieren (Restaurants Zellerhof und Seeterrasse) oder mit dem "Mostviertler Schienenradl" Richtung Klein-Großau weiterfahren.

Spurweite

760mm - das ist die österreichische oder bosnische Schmalspur (seit 1878 in Bosnien, seit 1889 in Österreich-Ungarn)

Streckenlänge

17,0 km; Kilometrierung von Lunz am See nach Kienberg km 53,5 bis 71,0

Anlageverhältnisse

Kleinster Radius 60m
Größte Neigungen Kienberg-G. - Pfaffenschlag: 31‰
Lunz am See - Pfaffenschlag: 20‰
Größte Höhendifferenz 311 m
Zugelassene Geschwindigkeit 25 km/h

Bahnhöfe und Haltestellen

Verkehrsstelle km Seehöhe Baulichkeiten
Kienberg-Gaming Bhf. 71,0 388 m Heizhaus und Wasserturm aus 1877
Drehscheibe (vierschienig)
Fahrzeughalle (seit 1997)
Werkstätte (seit 2004)
Empfangsgebäude
Holzfahrzeughalle (seit 2006)
Draisinenschuppen und Wasserkran
Gaming Hst. 68,0 466 m Warteraum und Wohnhaus
Hühnernest Hst. 63,2 597 m Wiedererrichtete Haltestelle seit 2006
Pfaffenschlag Bhf. 59,7 699 m Wasserkran
Seit 2004 wieder dreigleisig
Holzapfel Hst. 56,0 633 m Wartehütte, ein Ladegleis
Gasthof Zur Paula Hst. 55,2 621 m Neu errichtete Haltestelle seit 4. 8. 2007
Lunz Ammonhaus Hst. 54,1 598 m Neu errichtete Haltestelle seit 1996
Lunz am See Bhf. 53,4 591 m Bahnhof, Bahnmeisterei und Heizhaus aus 1989
Drehscheibe (seit 1989)

Kunstbauten

Bezeichnung Länge Höhe in km
Pockaubach-Brücke 20 m 8 m 69,7
Hühnernest-Viadukt 94 m 28 m 63,3
Wetterbach-Viadukt 79 m 35 m 61,9
Bodingbach-Brücke 23 m 7 m 54,3

Viele kurze Brücken (unter 5 m Länge), steinerne Stützmauern,
Felseinschnitte (davon 11 große mit einer Höhe von 25-30 m ),
Dämme und Durchlässe.