Aktivitäten Sommer 2013
Die Saison 2013 kann mit Fug und Recht als “durchwachsen” bezeichnet werden. Erfolge und Rückschläge
wechseln einander munter ab und unvorhersehbare Ereignisse stellen sowohl unsere Fahrgäste als auch die aktiven
Vereinsmitglieder immer wieder auf die Geduldsprobe. Den unangefochtenen Höhepunkt stellt zweifellos die offizielle
Eröffnung des Streckenabschnitts Lunz am See - Göstling an der Ybbs dar.
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2099.01: Vor der ersten Abnahmefahrt im April streikte, wie bereits berichtet, ausgerechnet kurz vor der geplanten
Abfahrt der Startermotor. Aber auch der zweite Versuch einer Zulassung der Lok am 9. Mai war leider nicht erfolgreich.
Zwar konnte die 2099er mit einem imposanten 7-Wagen-Zug die Steigung nach Pfaffenschlag problemlos bewältigen,
doch beendete ein Keilriemenriss am Beginn der Talfahrt jäh das Vorhaben. Die Garnitur musste mit der aus Kienberg
herbeigeholten 2093.01 abgeschleppt werden. Somit konnte die Maschine beim Heizhausfest zu Pfingsten nicht im Betrieb
vorgestellt werden. Durch das Entgegenkommen des Gutachters Dir. Gunter Mackinger und der � 40-Person DI Mattis Schindler
von der Salzburger Lokalbahn wurde allerdings kurzfristig ein weiterer Überprüfungstermin vereinbart. Am 30.
Mai 2013 war es dann soweit. Bei regnerischem Wetter und schlechten Reibungsverhältnissen konnte die 2099.01 zeigen,
was in ihr steckt. Die Belastungsprobe- und Abnahmefahrt mit zwei vierachsigen Stromlinienwagen und drei zweiachsigen
Personenwagen verlief zur vollsten Zufriedenheit! Wer nun glaubt, dass die Lok nach Ausstellung der � 40-Erklärung
und des Gutachtens durch den gerichtlich beeideten Sachverständigen auf der Bergstrecke Ybbsthalbahn eingesetzt
werden durfte, irrt gewaltig. Was noch fehlte, war die Betriebsstättengenehmigung. Nachdem für die Ausstellung
des Gutachtens nur 5 Werktage benötigt wurden, dauerte es fast drei Monate, bis die letzte behördliche
Bewilligung eintraf. Seit Ende August darf die 2099er nun im Personenverkehr eingesetzt werden. Allerdings sind noch
etliche Restarbeiten zu erledigen, bevor die Lok voraussichtlich bei den Nikolozügen Ende November und Anfang
Dezember zum ersten Mal im Planverkehr zum Einsatz kommen wird.
2093.01: Der reparierte vierte Fahrmotor konnte nach Kienberg transportiert werden. Für den Einbau des schweren
Teils muss jedoch noch ein Hubtisch angeschafft werden. Somit ist die Lokomotive weiterhin nur mindertauglich. Im Zuge
einer Revision entdeckte man schließlich einen Defekt an der Verbindung zwischen Dieselmotor und Generator. Bis
zur Reparatur war die 2093er daher zwei Wochenenden nicht einsetzbar. Zeitgleich verabschiedete sich die elektronische
Steuerung der Vakuumpumpe. Mittlerweile ist dieses Problem ebenfalls behoben und das Triebfahrzeug im Zugdienst wieder
einsetzbar.
2190.01: Ohne unsere “kleine” Diesellok wäre heuer an etlichen Betriebstagen kein Zugbetrieb möglich
gewesen. Nachdem die vorhandenen Bremsklötze durch neu gegossene ersetzt wurden, stand dem Betriebseinsatz in der
heurigen Saison nichts mehr im Wege. Sie war an den beiden Wochenenden, an denen aufgrund des Dampflokverbotes wegen
der Waldbrandgefahr die Uv. 1 nicht eingesetzt werden durfte und zeitgleich die 2093er wegen eines Schadens ausfiel,
sogar die einzige zur Verfügung stehende Streckenlok. Leider mussten aus Kapazitätsgründen sogar Fahrgäste
abgewiesen werden. Die absolut zuverlässige 2190er schafft alleine nur zwei Zweiachser über den Berg, um eine
Überlastung und damit verbundene gravierende Schäden zu vermeiden.
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Uv. 1: Nach umfangreichen und zeitaufwändigen Wartungsarbeiten wurde unsere Dampflok heuer erst ziemlich spät,
nämlich am 20. Juli beim voll besetzten offiziellen Eröffnungszug nach Göstling zum ersten Mal eingesetzt.
Die Kesselarmaturen des Wasserstandes wurden aufgearbeitet, etliche Bauteile neu angefertigt und schließlich die
Wasserdruckprobe durchgeführt. Der Betriebskesseldruck beträgt 13 bar, bei der Wasserdruckprobe wurde ein Wert
von 19 bar erreicht. Die Uv. 1 war allerdings zunächst nur ein Wochenende im Einsatz. Aufgrund der großen
Hitze und der anhaltenden Trockenheit sprach die Bezirkshauptmannschaft Scheibbs am 26. Juli ein absolutes Feuerverbot
in den Waldgebieten des Bezirks aus. Ein schwerer Schlag für den “Ötscherland-Express” - musste
doch an insgesamt sechs (!) Wochenenden die Dampflok im Heizhaus bleiben. Die Situation wurde durch den zeitweisen
Ausfall der 2093.01 und die Verzögerung bei der Zulassung der 2099.01 noch verstärkt. Selbstverständlich
wurde diese unfreiwillige Dampflokpause für weitere Arbeiten an der Lok genützt. Der Dampfdom wurde zerlegt
und der Dampfregler repariert, eingeschliffen und eingerichtet sowie der Dampfdomdeckel saniert. Unterhalb der
Rauchkammertüre ein extra angefertigtes “Ausräum-Blech” montiert und der Aschkasten einer
gründlichen Revision unterzogen. Seit dem 31. August darf die Uv. 1 jedenfalls wieder verkehren. Wie schon im
Vorjahr entwickelt sich der September zum frequenzmäßig stärksten Monat. Volle Plan- und etliche
Sonderzüge sind daher für unser Dampfross eine lohnende Aufgabe.
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V 1: An unserer Verschublok wird fleißig gearbeitet. Nachdem wegen der notwendigen Reparaturarbeiten der vordere
Aufbau demontiert wurde, bietet sich die günstige Gelegenheit, die Lokomotive neu zu lackieren. Vereinsintern wurde
beschlossen das Fahrzeug in creme-rotem Anstrich erstrahlen zu lassen und damit an die seltene Farbgebung zu erinnern,
in der die Schwestermaschinen 2092.01 und 02 noch vor dem Umbau auf ein größeres Führerhaus wenige Jahre
zu sehen waren.
Ci 256: Der frisch ausgebesserte und vorbildlich restaurierte 4-fenstrige Flachwagen wurde von unserem Gutachter Dir.
Gunter Mackinger von der Salzburger Lokalbahn für den Personenverkehr zugelassen und ist seitdem eine willkommene
und unverzichtbare Verstärkung der Garnitur für Plan- und Sonderzüge. Er ersetzt somit den derzeit zur
Aufarbeitung abgestellten Ci 13.
DF 155: Die Aufarbeitung des original Ybbstaler Dienst-Postwagens geht weiter. Das Postabteil wurde innen frisch lackiert,
etliche Holzteile saniert bzw. erneuert sowie das WC montiert. Ebenso wurde mit der Außenlackierung begonnen. Wir
hoffen, bereits in der kommenden Saison mit diesem historisch wertvollen Fahrzeug unsere Betriebsgarnitur erweitern zu
können.
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B4ip 3069 und BD4ip 4261: Bereits im Vorjahr konnte die NÖLB zwei “Stromlinienwagen” der “krimmler
Bauart” erwerben, welche jahrzehntelang auf der Ybbstalbahn eingesetzt waren und das Bild der Personenzüge
maßgeblich geprägt hatten. Im Mai 2013 wurden sie per Tieflader von Waidhofen nach Kienberg transportiert und
nach einer gründlichen Revision am 30. Mai abgenommen. Die beiden Fahrzeuge sind somit die ersten vierachsigen
Personenwagen im Bestand der NÖLB und eine willkommene Erweiterung für unseren Wagenpark. Aufgrund der
Ausrüstung mit einer Webasto-Heizung sollen die beiden von der Bevölkerung wegen der abgerundeten Fronten
liebevoll als “Blunzenwagerl” bezeichneten Wagen bereits bei den heurigen Nikolozügen erstmals
eingesetzt werden.
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Ow 70202: Der 1896 als K 113 von der Grazer Waggonfabrik für die Ybbstalbahn gebaute offene Güterwagen war
viele Jahre in Hirschwang abgestellt. Er wurde heuer nach Kienberg transportiert und wird derzeit als fahrbarer Lagerplatz
für Lokomotivkohle hergerichtet. Dabei werden Blechteile eingeschweißt bzw. ersetzt und das Fahrzeug mit einem
Rostschutzanstrich versehen. Der hölzerne Fahrzeugboden ist praktisch nicht mehr vorhanden und muss komplett erneuert
werden. Nach seiner Fertigstellung wird der Wagen nach Göstling überstellt und in Zukunft die Arbeit der
Lokmannschaft beim Bekohlen wesentlich erleichtern.
X 12: Die äußerliche Aufarbeitung des 1930 erbauten Puch-Schienenmotorrads (ÖBB X 711.905), welches als
Bahnmeisterdraisine auf diversen Schmalspurstrecken Verwendung fand, wurde abgeschlossen. Es muss nun noch der Motor
revidiert und das Fahrzeug komplettiert werden. Es ist geplant, das Fahrzeug im kommenden Jahr im Betrieb vorführen
zu kÖnnen.
Strecke: Gleisüberprüfungen und -messungen sowie Erhaltungsarbeiten zur Vorbereitung des jährlichen
Streckengutachtens sind unverzichtbare Tätigkeiten zur Einhaltung aller behördlicher Auflagen und Vorschriften.
Der Kampf mit der Vegetation ist ebenfalls ein Dauerbrenner bei der Streckenerhaltung. Das Ausschneiden des Lichtraumprofils
und der Sichträume sowie das Mähen der Bahnhofsanlagen nehmen viel Zeit und große Personalkapazitäten
in Anspruch. Die Verlängerung der Museumsstrecke von Lunz nach Göstling ist daher mit viel zusätzlicher
Arbeit verbunden. Im Bahnhof Göstling mussten die Abdeckungen der Drahtzugkanäle für die fernbedienten
Weichen überprüft und an einigen Stellen erneuert werden, um einen sicheren und gefährdungsfreien Betrieb
zu ermöglichen. Nach einer kompletten Wartung und dem Schmieren aller Umlenkrollen und Weichen konnte in Göstling
das zentrale Stellwerk in der für die Ybbstalbahn typischen Form wieder in Betrieb genommen werden. Unsere Fahrgäste
können weiterhin ein charakteristisches Zeugnis alter Eisenbahn-Sicherungstechnik im Betrieb bestaunen.
Organisation: Der Kampf um erforderliche Genehmigungen und Zulassungen und die mitunter unglaublich langwierigen
Behördenwege stellen die Verantwortlichen der NÖLB und der ÖGLB bereits seit geraumer Zeit auf extreme
Geduldsproben. Das enorme Durchhaltevermögen der zuständigen Vereinsmitglieder, die tatkräftige
Unterstützung der Gemeinden und Tourismusverbände sowie einiger Behördenvertreter und der
Bezirkshauptmannschaft Scheibbs machten sich bezahlt und so konnte am 20. Juli 2013 endlich der lang ersehnte offizielle
Eröffnungszug die Strecke Lunz - Göstling im Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Tourismus
befahren.
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Bereits am 15. Juni fuhr exklusiv für Vereinsmitglieder ein Sonderzug über die Gesamtstrecke. Die äußerst
knappe Vorbereitungszeit zwischen der abschließenden Genehmigung und der Eröffnung ließ uns kaum
Spielraum für Werbung. Monatelang musste mit der Drucklegung des fertig vorbereiteten Prospekts und der
Veröffentlichung des an die Streckenverlängerung angepassten Fahrplans zugewartet werden. Aber solange der
erforderliche Bescheid und alle notwendigen Unterlagen nicht zugestellt waren, konnten die nächsten wichtigen
Schritte nicht eingeleitet werden. Wesentliche Änderungen und etliche Verbesserungen betreffen den Fahrplan des
“Ötscherland-Express”: Der erste Zug fährt wie gewohnt nach der Heizhausführung von Kienberg
über die Bergstrecke nach Lunz mit Anschluss an den “Einhorn-Express” zum Lunzer See und neu weiter
nach Göstling, wo durch die Gemeinde ein optimaler Busanschluss ins Mendlingtal ermöglicht wurde. Das neue
Zugpaar Göstling - Lunz - Göstling verbindet die beiden Tourismusorte optimal und bietet viele Möglichkeiten,
die nostalgische Zugfahrt mit dem “Ötscherland-Express” mit weiteren touristischen Angeboten und
Ausflugszielen zu kombinieren. Die Anschlüsse an den Mostviertel-Bus sind wieder hergestellt bzw. optimiert worden.